Die Berge sind immer ein extremer Lebensraum, auch im Sommer. Wenn man schlecht vorbereitet ist oder zu wenig warm gebende Kleidung und Ausrüstung hat, kann das Übernachten im Gebirge sehr
gefährlich sein! Denn selbst in den wärmsten Sommertagen, wenn man den ganzen Tag im T-Shirt in den Bergen unterwegs ist, kann die Temperatur in der Nacht problemlos unter Null fallen! Hinzu
kommen Wetterphänomene wie Gewitter und Stürme, die so schnell kommen können, wie sie wieder verschwinden und andere Gefahren wie Felsstürze und starke Sonnenexposition (Sonnenstich, Sonnenbrand,
Dehydration).
Leider unterschätzen viele Leute diese Gefahren, insbesondere leichtsinnige Touristen müssen häufig aus den Bergen gerettet werden wegen Panik, Unterkühlung oder ähnlichen Problemen.
Bereitet euch gut vor, informiert euch und seid Kleidungs- und Ausrüstungsmässig auf jedes Wetter eingestellt, dann kann euch nichts passieren und ihr könnt euch auf ein tolles Erlebnis freuen!
In der Schweiz ist sogenanntes "wild campieren" grundsätzlich erlaubt ab einer Höhe über der Baumgrenze! Darunter drohen hohe Bussen. Aber Achtung! In Naturschutzgebieten darf generell nicht
campiert werden, auch über der Baumgrenze nicht!
Wir übernehmen aber keine Verantwortung dafür, dass dieser Text immer noch aktuell ist bzw. diese Angaben stimmen.
Ihr seid nun an eurem Zielort angekommen, beispielsweise einem Bergsee, und möchtet hier euer Zelt aufstellen. Nun ist die Frage nach einer geeigneten Stelle fürs Zelt, was in der rauen Bergwelt
gar nicht so einfach ist wie auf dem heimeligen Campingplatz. Hier ein paar Tipps dazu:
- Flach sollte die Stelle sein, damit ihr in Ruhe schlafen könnt und nicht gegen die Hangneigung ankämpfen müsst.
- Trocken muss die Stelle sein, auf keinen Fall das Zelt auf einem Hochmoor oder ähnlichem aufstellen, sonst ist am nächsten Morgen alles feucht und kalt.
- Auf keinen Fall unterhalb einer Felswand, Geröllhalde o.ä. das Zelt aufstellen!! Das kann lebensgefährlich sein, denn da könnten sich jederzeit Steine lösen und herunter fallen bzw. rollen!
- Lieber erhöht als in einer Senke, denn kalte Luft sinkt ab und sammelt sich deshalb in der Nacht in Senken, wodurch die Nacht dort noch kälter würde, als sie sowieso schon ist.
- Eine windgeschützte Stelle ist von Vorteil, aber nicht oberste Priorität.
Bei der Wahl der Zelte werden in Fachgeschäften in der Regel drei verschiedene Grundformen (Kuppel-, Geodät-, oder Tunnelzelt) und zwischen 4-Saison und 3-Saison Zelten unterschieden. All
diese Details möchte ich jetzt gar nicht genauer erläutern, sonst wird es zu kompliziert.
Jedenfalls hier meine Kaufempfehlung:
- Von der Form her empfehle ich fürs kleinere Budget ein Kuppelzelt oder noch besser ein Geodät (Geodät ist von der Form wie ein Kuppelzelt, hat aber mehr Stangen, die sich an mehr Punkten
überkreuzen --> grössere Stabilität).
Günstige Tunnelzelte sind in der Regel ungeeignet, da zu gross und nur einseitig windschnittig (kommt der Wind von der Seite, wird es unangenehm). Es gibt allerdings sehr hochwertige Modelle
von Tunnelzelten, die wiederum top sein können! Die Marke Hilleberg beispielsweise verfügt über sehr gute Tunnelzelte, ist aber auch eine der teuersten Marken am Markt.
- Ein 3-Saison-Zelt genügt für die Berge, jedenfalls im Sommer (Erklärung: Bei 3-Saison-Zelten gibt es noch Luftzirkulation, denn die Seitenwände des Aussenzelts sind nicht dicht mit dem Boden
verbunden. Daher keine Wärmeisolation, 3-Saison-Zelte schützen nur vor Wind und Wetter, aber nicht vor der Kälte).
4-Saison-Zelte sind für Extremsituationen wie Winter oder Wüsten gemacht, sind rundherum komplett wind-, schnee- und sanddicht, isolieren zum Teil und sind extrem robust und sehr teuer. Es
wäre übertrieben, sowas für eine sommerliche Übernachtung in den Bergen zu brauchen...
- Der Zeltstoff vom Aussenzelt sollte minimum 1500mm Wassersäule haben, der Boden sogar mindestens doppelt so viel.
- Grosse Absiden ("Vordächer") sind vorteilhaft, um alle Ausrüstung trocken unterbringen zu können, aber nicht mit ins Zeltinnere nehmen zu müssen, wie z.B. dreckige Wanderschuhe,
Fischerausrüstung oder den Rucksack).
- Das Zelt sollte über einen sogenannten Footprint (zusätzlichen Unterboden) verfügen. Falls nicht, kann man fast zu jedem Zeltmuster ein passendes Footprint kaufen. Sehr zu empfehlen, da
Wiesenböden in den Alpen oft moorig-feucht sind und ein Footprint gewährt deutlich grössere Dichtigkeit gegen Feuchtigkeit von Unten her.
- Logischerweise je leichter und kleiner das Zelt transportierbar ist, desto besser. Aber auch hier wieder, eine Preisfrage! An erster Stelle sollten deshalb beim Kauf die wichtigeren Dinge
stehen, wie Form, Dichtigkeit, Funktionalität und Stabilität, bevor das Gewicht oder das Packmass entscheidet.
Jedes Zelt ist verschieden, aber es gibt einige Punkte, die generell zu beachten sind beim Aufstellen eines Zeltes in den Bergen:
- Wichtigster Punkt beim Aufstellen: Windschnittig zur erwarteten Windrichtung errichten! Erfahrungsgemäss kann es in den Nächten in den Bergen richtig heftig zugehen, egal wie schön der Tag
war. Starke Winde, Gewitter, selbst Schneestürme habe ich schon erlebt. Deshalb sind richtige Alpinzelte immer so gebaut, dass sie mind. eine windschnittige Seite haben. Auch ist darauf zu
achten, dass der Eingang auf der windgeschützten Seite ist.
- Seile, Heringe, Abspannungen und die Aussenhülle müssen richtig fest angezogen sein, so stark gespannt wie möglich. Nur dann gleitet der Wind quasi reibungsfrei über euer Zelt drüber, wenn
ihr es windschnittig aufgestellt habt. Wenn nicht und das Zelt dadurch zu locker ist, beginnt alles im Wind zu flattern und ihr kriegt kein Auge mehr zu.
- Stellt das Zelt auf, solange es noch Tag und schön warm ist! Es ist wesentlich einfacher, als im Dunkeln! Ausserdem kann sich so das Zelt bereits angenehm aufwärmen und eventuelle
Feuchtigkeit im Innern kann noch trocknen.
Auch für die eigentliche Anwendung des Zelts gibt es einige wertvolle Tipps:
- Selbst bei einer schönen Nacht, also wenn es nicht regnet oder schneit, ist Feuchtigkeit trotzdem ein wichtiges Thema. Denn in klaren Nächten fällt so viel Tau, dass trotzdem alles nass wird,
wenn ihr das folgende nicht beachtet: Legt alles, was trocken bleiben muss, ins Zelt oder zumindest unter das Vordach (Abside).
- Damit das Zelt dicht ist, darf es keine Druckstellen geben! Die modernen High-Tech Zeltstoffe sind absolut dicht, aber nur solange es keine Druckstelle gibt. Also zum Beispiel nichts von
draussen gegen das Aussenzelt anlehnen und von drinnen sollte auch kein Gepäck o.ä. gegen den äusseren Zeltstoff drücken, sonst dringt an der Stelle Nässe ein!
- Eine Stirnlampe oder ähnliches sollte immer griffbereit sein. Falls ihr während der Nacht etwas braucht oder ein Bedürfnis erledigen wollt, würdet ihr euch ohne Licht nur schlecht
zurechtfinden...
- Niemals, wirklich NIEMALS in einem Zelt drin mit einem Gasbrenner hantieren, kochen oder rauchen! Zeltstoffe sind enorm leicht brennbar! Einzige Ausnahme bilden hier Zelte mit einem
bodenfreien Vorraum, der sich zum kochen eignet. Allerdings sollte man selbst da die Kochzeit auf ein Minimum beschränken und immer den Eingang offen halten zum lüften, denn Gasbrenner bilden
viel Kohlenmonooxid.
- Wenn ihr mehrere Tage am selben Ort verweilt, jeweils unbedingt durch den Tag die Ventile der Isomatten (Mätteli) öffnen und erst am Abend vor dem Schlafengehen wieder aufblasen und
schliessen. Durch den Tag würde sich sonst die Luft in dem Matten erwärmen und ausdehnen, d.h. die Isomatte könnte Platzen!