Nach schier unendlicher Wartezeit war es endlich so weit! Wir traten unsere langersehnte Reise durch Schweden an.
Am Mittwoch Abend fuhr der Nachtzug los nach Hamburg, etwas weiter hinten reiste unser Auto mit. Und das war so voll beladen, wie man sich das nur vorstellen kann... Campingausrüstung, zwei grosse Taschen voll mit Kleidern, eine grosse Kiste Proviant, Grillsachen und natürlich enorm viel Fischerzeug: 16 Combos und diverse Köderboxen reisten mit, sodass wir für alles gewappnet waren. Und zu guter letzt war ja auch noch ein Dachzelt obendrauf montiert! Ein bisschen viel für einen kleinen Corolla, doch das liebe Auto machte brav alles mit ;-)
Als wir in Hamburg vom Autozug rollten, haben wir so ganz easy ganz Deutschland hinter uns gelassen. In dem Moment wurde uns bewusst, dass das Abenteuer gerade erst so richtig begonnen hat. Wir hatten noch keine Ahnung, was wir in den kommenden drei Wochen alles erleben würden!
Nach einigen Stunden Autofahrt fanden wir uns in einer hübschen kleinen Ortschaft in Dänemark wieder. Beim örtlichen Fischerladen informierten wir uns über die Meerforellenfischerei an der Dänischen Küste und erhielten einen tollen Tipp. Kurz darauf warfen wir bereits die traumhaft schöne Küste ab, in der Hoffnung auf eine silberblanke Meerforelle.
Leider wollte uns bis tief in die Nacht kein Fisch erlösen, obwohl wir einfach nicht aufgaben. Es kann halt nicht alles beim ersten Mal klappen. Doch wir wurden entschädigt durch eine atemberaubend schöne Kulisse. Das Meerforellenfischen hat uns voll gepackt, Dänemarks Küste hat uns sicher nicht zum letzten Mal gesehen.
Am nächsten Tag sahen wir uns Kopenhagen an, die Hauptstadt Dänemarks. Eine schöne Stadt, die uns gut gefallen hat, doch man merkt, dass wir Fischer und keine Städteliebhaber sind... wir haben es nicht einmal geschafft, in Kopenhagen ein einziges Foto zu machen ;-)
Noch am selben Abend nahmen wir noch die letzte Etappe in Angriff und fuhren über die grosse Brücke rüber nach Schweden. Ein tolles Gefühl!
Im Halbdunkel erreichten wir per Zufall einen tollen Platz an einem schönen, kleinen See und entschieden uns, hier die erste Nacht zu verbringen.
Natürlich konnten wir es nicht lassen und machten beim Eindunkeln noch ein paar Würfe, da es uns einfach zu sehr in den Fingern gejuckt hat. Sofort stürtzte sich ein übermütiger Schniepelhecht auf Nici's Jerk. Juhuuu, der erste schwedische Hecht, die Ferien waren eingeläutet!
Der erste See gefiel uns sehr gut, so dass wir uns entschieden, gleich ein, zwei Tage zu bleiben. Es gab Hechte bis zum abwinken in diesem See, nur an der Grösse happerte es noch...
Der weitere Verlauf unserer Reise sah so aus, dass wir einfach ohne Plan, ohne Ziel und ohne Route der Nase nach fuhren. Sahen wir wieder irgendwo einen schönen See, suchten wir uns einen guten Platz für die Nacht, besorgten uns die entsprechenden Lizenzen und ab und zu mieteten wir ein Boot. Einfach mal sehen, wie es kommt...
Das ist das ultimative Gefühl von Freiheit und die schönste Art zu reisen! Man erlebt so viel dabei, das ist kaum zu beschreiben. Wir haben so viele nette Leute kennen gelernt, lustige Dinge gesehen, uns aus brenzligen Situationen gebracht, tausende Wendemannöver gemacht und den Kilometerzähler steigen lassen.
Übernachtet haben wir jede Nacht im Dachzelt, welches echt eine geniale Sache war und immer zuverlässig funktioniert hat. Gekocht haben wir auf dem Feuer oder mit dem Gaskocher, ab und zu gab es auch frischen Fisch, aber nicht zu oft, sonst verleidet es einem.
Die Fischerei war traumhaft! Gefangen haben wir an den meisten Seen sehr gut, die Hechte haben wir bald aufgehört zu zählen. Es war so eine geile Fischerei, die Hechte waren dermassen aggressiv. Am liebsten fischten wir Topwater oder mit Jerkbaits. Adrenalin und spektakuläre Attacken inbegriffen. Von der Kampfkraft ganz zu schweigen! In manchen Seen gab es auch schöne Egli (Barsche). Das Projekt Schweden-Zander hatten wir auch ganz klar im Kopf, doch dazu später...
So, mehr gibt es eigentlich gar nicht zu erzählen. Lassen wir die Bilder sprechen!
Die Tage gingen um wie im Flug, schon viel zu schnell war bereits eine Woche um und wir haben schon so viel erlebt, schon so viele Fische gefangen und einfach jeden Tag genossen. Doch als wir an diesem einen Abend überglücklich von einem weiteren tollen Tag zum Auto zurückkamen, traf uns fast der Schlag!
Jemand hat mit einem dicken Stein die Autoscheibe eingeschlagen, während wir auf dem See fischen waren :-(
Fazit: Ein Portemonnaie weg, ein Iphone, eine Tasche voller Kleider, teure Wanderschuhe, 9 Ruten, 6 Rollen, diverses Fischereizubehör, fast alle Köderboxen die wir dabei hatten und die gesamte
Campingausrüstung (Gaskocher, Pfannen, usw.). Abgesehen davon war alles voll Glasscherben, die bis in jede kleinste Ritze gelangt sind.
Wir konnten unser Pech kaum glauben. Was für Menschen tun sowas??? Wir waren so einfach unterwegs, abhängig von den Sachen, die wir dabei hatten. Und jetzt? Uns fehlte fast unsere ganze
Fischerausrüstung, Ändu hatte weder ID noch Fahrausweis mehr und wir konnten nicht mal mehr etwas zu essen kochen. Selbst die Polizei konnten wir nicht anrufen.
Zum Glück halfen uns freundliche Einheimische, die für uns die Polizei anriefen und uns ein Abendessen offerierten. Ein kleiner Lichtblick....
Erst sehr spät kam die Polizei am Tatort an. Übrigens zwei sehr hübsche Blondinen, die da in Polizeiuniform aus dem Wagen stiegen, fast schon Klischeemässig. Wir konnten uns kaum auf ihre Fragen konzentrieren ;-) Trotzdem, bleiben wir sachlich... die Polizei konnte uns auch nicht weiterhelfen. Das war eine Gruppe von Kriminellen, vermutlich aus dem Ausland und schon längst wieder über die offene Grenze abgehauen. Mittlerweile leider keine Seltenheit mehr, wie uns die Polizei mitteilte. Wir wussten zwar, dass uns die Versicherung den Schaden ersetzen wird, doch das half uns vor Ort nicht weiter. Uns blieb nichts anderes übrig, als am nächsten Tag mit kaputter Scheibe fast 100km zu fahren, bis wir endlich eine Garage fanden, die uns immerhin eine Übergangslösung aus Plexiglas einbauen konnte. Besser als nichts, so konnten die Ferien wenigstens weitergehen. Für uns eine grosse Erleichterung und der Moment, wo die Motivation wieder zurück kam. Wir entschieden, uns davon nicht unterkriegen zu lassen, sondern die Reise einfach weiter zu führen und jede übrige Minute zu geniessen. Immerhin verloren wir insgesamt 3 Ferientage an die Suche nach einer Garage, an dutzende Telefonate mit Versicherungen und damit, alles Nötige wieder zu kaufen.
Wir wollen nicht, dass ihr wegen diesem Zwischenfall ein schlechtes Bild von Schweden habt, das haben diese netten Leute nicht verdient! Wildfremde Menschen liessen uns teils schon vorher
ihr Boot umsonst benutzen, andere schenkten uns Kleider oder luden uns zum Essen ein, als sie von der Story hörten. Selbst in einer Pizzeria wollte der Inhaber kein Geld annehmen, nachdem er den
Hintergrund unserer kaputten Autoscheibe erfuhr und der Garagist setzte kostenlos eine Plexi Scheibe ein.
Das mit dem Einbruch war ein einfach nur Pech und ein riesiger, dummer Zufall, sonst nichts.
Nach 3 verlorenen Tagen waren wir schliesslich zurück in der Gegend des Geschehens, wo wir uns noch bei all den netten Menschen bedankten, die uns so sehr geholfen haben. Danach konnten wir
endlich wieder normal weiter reisen... und es war Zeit, das Projekt Schweden-Zander in Angriff zu nehmen...
Kurz vor Ablauf unserer Reisezeit erreichten wir Stockholm und uns blieben nur noch ein paar letzte Ferientage. Wir entschieden uns trotzdem, diese schöne Stadt anzusehen und suchten uns zu allererst ein günstiges Hotel für die Nacht. Man muss ja nicht immer nur fischen ;-) Das war übrigens das einzige Mal wo wir nicht draussen im Dachzelt übernachteten.
Durch den Tag war dann die Stadtbesichtigung angesagt, immer wieder unterbrochen von kulinarischen Genüssen, sodass wir schon vor dem eigentlichen Abendessen satt waren. Trotzdem gönnten wir uns dann noch ein richtiges Schlemmer-Menu, es war so schön, endlich wieder ein anständiges Stück Fleisch zu essen!
Stockholm als Stadt war wirklich schön und interessant, sehr zu empfehlen!
Nachdem wir uns dermassen die Bäuche voll schlugen, konnten wir kaum mehr aufstehen, geschweige denn laufen. Doch wir wollten auch das Nachtleben Stockholms noch erleben und so liessen wir uns davon nicht aufhalten, einfach mit genug Bier nachspülen, dann geht's schon wieder ;-)
Wir fanden eine richtig tolle Bar mit Live-Rockband, perfekt! Dort feierten wir bis spät in die Nacht und haben am nächsten Morgen dementsprechend verschlafen... wir schafften es nicht mehr rechtzeitig innerhalb der Parkzeit zurück zum Auto, an dem aber zum Glück noch keine Parkbusse klebte. Für einmal Glück gehabt :D
Die Reise konnte weiter gehen und wir nahmen die letzte Etappe in Angriff...
Nach Stockholm heizten wir in einem Stück quer durch Schweden auf die andere Seite, die Westseite des Landes. Wie immer, wenn wir durch Schweden fuhren, sahen wir auch dabei wieder traumhaft schöne Wälder und Seen, eine unglaublich schöne Natur, selbst direkt an der Autobahn!
Die letzten Tage verbrachten wir also noch im Westen, nahe der Grenze zu Norwegen. Nach der langen Fahrt kamen wir an einem weiteren schönen See an, wo wir wieder einmal einen traumhaften Platz direkt am See fanden. Schnell war das Zelt aufgestellt und nach dem Abendessen konnten wir noch einige Stunden auf Egli fischen... schliesslich war es ja noch so lange hell :-)
Am nächsten Morgen fanden wir einen schönen See, von dem wir uns ein tolles Finale erhofften, und wir bekamen ein tolles Finale! Der letzte Tag fischen in Schweden, aber der hatte es in sich! Hecht, Hecht und nochmals Hecht, dieser See war der Wahnsinn. Krautfelder, so gross wie Fussballfelder, Topwaterfans würden eine Krise bekommen. Aber nicht nur beim Topwatern, überall fingen wir die Hechte, mit allen möglichen Ködern, die wir ausprobierten...
Was war das nochmal für ein Hammertag! Der perfekte Abschluss! Aber trotzdem, als wir den letzten Hecht unserer Reise davon schwimmen sahen, beschlich uns ein trauriges Gefühl. Wars das schon? Die Zeit ging so unglaublich schnell vorbei! Wortlos ruderten wir zum letzten Mal zurück zum Auto, fanden das letzte schöne Plätzchen in Schweden und kochten uns ein letztes Abendessen auf Schwedischem Boden. Am nächsten Tag stand uns eine lange Fahrt bevor...
Dann brach der zweitletzte Tag der Reise an, der nur noch aus Autofahren bestand. Zuerst fuhren wir der Westseite Schwedens entlang, passierten Göteborg, bis wir schliesslich in Malmö wieder auf der grossen Brücke waren. Danach wieder durch ganz Dänemark, über die Fähre von Södermalm, bis wir uns spät Abends schlussendlich in Norddeutschland wiederfanden.
Nun hatten wir noch genau einen Tag übrig, bis uns am nächsten Abend der Autozug wieder zurück durch Deutschland bringt. Wir stellten unser Dachzelt irgendwo an der Ostsee auf und versuchten uns am darauffolgenden letzten Tag noch ein wenig mit Meeresfischen, denn dieses Kapitel haben wir nach der Schlappe in Dänemark noch nicht aufgegeben. Meerforelle, Dorsch, was auch immer beissen würde. Das war uns eigentlich egal, aber das Glück war uns nicht vergönnt, es wollte kein einziger komischer Meeresfisch anbeissen. Bis wir schliesslich endgültig alle Angelsachen im Kofferraum verstauen mussten, irgendwann ist Schluss :-(
Am Nachmittag erreichten wir Hamburg, sahen uns noch ein bisschen die Stadt an, bevor wir am Abend das Auto wieder auf den Nacht-Autozug fuhren und unsere Kabine bezogen. Dazu gab's eine Pizza und wir stiessen mit einem guten Wein auf unseren gelungenen Trip an. Das wars. Die Reise war endgültig zu Ende.
Was für eine Reise! Was für ein unvergessliches Erlebnis! Wir können jedem nur ans Herz legen, mal so unterwegs zu sein, wie wir es waren. Kein Luxus, aber frei und ungebunden. Abends am Feuer zu sitzen, bei einem Glas gutem Singlemalt über die Welt zu philosophieren und keine Ahnung zu haben, was der nächste Tag bringen wird, das ist was ganz besonderes. Spontane Ideen, komische Zufälle und gute Tipps der Einheimischen haben unsere planlose Route zusammen gekleistert und so einen perfekten Roadtrip ermöglicht. Viele nette Menschen haben wir getroffen, lustige Bekanntschaften gemacht und die Schwedische Gastfreundschaft genossen. Wir haben viele verschiedene Gewässer befischt, tolle Fische gefangen und unglaublich viel Spass auf dem Wasser gehabt. Wir sind 5000km gefahren, und haben trotzdem nur einen Bruchteil dessen gesehen, was dieses wunderbare Land noch zu bieten hätte. Wir haben die unglaubliche, wilde Natur erlebt und waren mittendrin, statt nur dabei.
Danke an unsere Familien und alle anderen, die unsere Reise unterstützten oder uns in irgendeiner Weise geholfen haben. Ein besonders grosser Dank gilt all den vielen unglaublich hilfsbereiten Schweden, die uns nach dem unangenehmen Diebstahl mit aller Liebe und Freundlichkeit unterstützten.
So, wir hoffen, euch hat der Bericht gefallen und wir konnten den Einen oder Anderen zu einer besonderen Reise inspirieren!
Liebe Grüsse und allzeit tight lines, euer thetrouthunters Team: Ändu und Nicola